Behandlung
Zunächst muss entschieden werden, ob die Infektion in der Einrichtung behandelt werden kann oder ob eine Verlegung in die Akutpflege nötig scheint (septischer Zustand, nötige Behandlung nicht verfügbar ; beim Entscheid einer Verlegung müssen die vom Bewohner geäusserten Wünsche oder allenfalls die Patientenverfügung berücksichtigt werden).
Im Hinblick auf die Zunahme der Antibiotikaresistenz aufgrund der breiten Anwendung von Chinolonen und auf deren Nebenwirkungen (neurologische Toxizität, kardiale Veränderungen) muss ihre Verwendung auf die Behandlung von Pyelonephritis und Prostatitis beschränkt werden.
Bei Patienten mit Blasenkathetern ist der katheterassoziierte Harnwegsinfekt die häufigste nosokomiale Infektion. Er lässt sich am besten vermeiden, indem Verwendung und Dauer der Blasenkatheter auf ein Minimum beschränkt werden. Ist eine Urinkultur indiziert und liegt der Katheter bereits seit mindestens 2 Wochen, muss er ausgewechselt und die Kultur über den neuen Katheter entnommen werden. Dadurch wird sichergestellt, dass die Kultur nicht durch den Biofilm kontaminiert wird, und der klinische Outcome wird verbessert.
Empirische Antibiotikatherapie (möglichst rasch anhand der Ergebnisse der Urinkultur und der lokalen Epidemiologie anpassen) :
Gemäss einer in Waadtländer Pflegeheimen durchgeführten Studie besteht die Bakterienpopulation bei Verdacht auf einen Harnwegsinfekt in den Pflegeheimen des Kantons zu 84 Prozent aus Enterobakterien, hauptsächlich Escherichia coli (75 Prozent). Der Anteil der Beta-Lactamase produzierenden Enterobakterien liegt wie in der übrigen Bevölkerung bei 9 Prozent.
Frühere Harnwegsinfekte, eine kürzliche Antibiotika- Behandlung und die Ergebnisse der zuvor entnommenen mikrobiologischen Proben müssen bei der empirischen Wahl des Antibiotikums berücksichtigt werden. Die wichtigsten Optionen sind in der Tabelle zur Behandlung von Harnwegsinfekten ersichtlich.
Wenn möglich und wenn der Gesundheitszustand des Bewohners es erlaubt, sollte mit der Antibiotikatherapie gewartet und eine zielgerichtete Therapie gemäss Antibiogramm eingeleitet werden. Zögern Sie nicht, den fachlichen Rat eines Infektiologen einzuholen, insbesondere bei multiresistenten Keimen.
Anmerkung: Die Therapie muss schnellstmöglich anhand der Ergebnisse der Kultur angepasst werden. Ist die Kultur negativ, kann die Antibiotikatherapie eingestellt werden. Dadurch werden unangemessene Verschreibungen vermieden.
EMPFOHLENE EMPIRISCHE BEHANDLUNG | BEHANDLUNGSDAUER | ||
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EINFACHE ZYSTITIS | Fosfomycin : Einzeldosis 3g abends beim Zubettgehen | Einzeldosis / 2g wenn < 50kg | |
ODER
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Nitrofurantoin : Tab. 100mg, 1 Tab. 2x / Tag | 5 Tage | |
ODER | Cotrimoxazol : Tab. 160 / 800mg, 1 Tab. 2x / Tag, Achtung : die gleichzeitige Verabreichung eines anderen Medikaments (z. B. ACE-Hemmer) kann eine Hyperkaliämie verursachen. |
Achtung : die gleichzeitige Verabreichung eines anderen Medikaments (z. B. ACE-Hemmer) kann eine Hyperkaliämie verursachen. | |
EINFACHE PYELONEPHRITIS | Ceftriaxon : 1g 1x / Tag i.v. oder i.m. (idealerweise während der Wartezeit auf das Antibiogramm) * |
Während 10 – 14 Tagen Keine probabilistische Therapie mit Chinolonen bei Anwendung in den letzten 6 Monaten |
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ODER | Ciprofloxacin : Tab. 500mg, 1 Tab. 2x / Tag | ||
ODER | Cotrimoxazol : Tab. 160 / 800mg, 1 Tab. 2x / Tag | ||
KOMPLIZIERTER HARNWEGS-INFEKT | Ceftriaxon : 1g 1x / Tag i.v. oder i.m. * (idealerweise während der Wartezeit auf das Antibiogramm) |
Zystitis : 7 Tage (Zystitis ohne Anzeichen für eine Pyelonephritis beim Mann) Pyelonephritis : 14 Tage Eine akute Prostatitis erfordert eine Behandlung von 2 – 3 Wochen (bei Resistenz gegenüber Chinolonen und Cotrimoxazol wird das Einholen einer Expertenmeinung empfohlen) |
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ODER | Ciprofloxacin : Tab. 500mg, 1 Tab. 2x / Tag | ||
KATHETERASSOZIIERTE HARNWEGSINFEKTE | Ceftriaxon : 1 g 1x / Tag i.v. * | 7 Tage bei rascher Verbesserung, ansonsten bis zu 14 Tagen | |
ODER | Ciprofloxacin : Tab. 500mg, 1 Tab. 2x / Tag | ||
* Ceftriaxon® 1g in 50ml Glukose 5% auflösen und s.c. über 15 Minuten verabreichen oder bei Schmerzen Ceftriaxon® 1g mit 3,5ml Rapidocain® 1% auflösen und langsam direkt s.c. injizieren. Hinweis Dosen anhand der Kreatin-Clearance anpassen. Ceftriaxon® kann auch subkutan verabreicht werden. |