Harnwegsinfekte

Einleitung (Harnwegsinfekte)

Ein Harnwegsinfekt kann sich bei Heimbewohnern durch klassische urologische Symptome (Dysurie, Brennen oder Unbehagen beim Wasserlassen, Algurie, Pollakisurie, neu auftretende Harninkontinenz), aber auch relativ unspezifische Beschwerden (Asthenie, Veränderung der Stimmung oder des Verhaltens, Stürze (neu auftretend oder häufiger), Verschlechterung des Funktionsstatus, akute Verwirrtheit, Schmerzen oder Appetitlosigkeit) äussern (s. Tabelle 1 und 2 sowie Kapitel «Infektionen bei älteren Menschen»).

Bei Männern müssen sämtliche Harnwegsinfekte als komplizierte Harnwegsinfekte behandelt werden.

Eine asymptomatische Bakteriurie ist bei älteren Menschen in Heimen sehr häufig (10-30 Prozent bei Männe und 25-50 Prozent bei Frauen, 100 Prozent nach 30 Tagen bei Dauerkathetern). In diesen Fällen ist die Urinkultur zwar positiv, der Patient hat aber keine spezifischen Beschwerden oder klinischen Anzeichen für eine Infektion. Eine Antibiotikatherapie ist nicht angezeigt. Der Harnwegsinfekt ist die zweithäufigste Infektionsart bei älteren Menschen in Langzeitaufenthalten (Inzidenz von 0,1-2,4 Fällen pro 100 Aufenthaltstagen). Sie sind der Hauptgrund für die Verordnung von Antibiotika und häufig Ursache für eine Hospitalisierung.

In der Praxis werden unterschieden :

  • Einfacher Harnwegsinfekt : dazu gehören der untere Harnwegsinfekt oder Zystitis (Blasenentzündung) und der obere Harnwegsinfekt oder Pyelonephritis (Nierenbeckenentzündung)
  • Ein komplizierter Harnwegsinfekt muss vermutet werden bei :

– Männern
– Auftreten einer anatomischen oder funktionalen Anomalie der Harnwege (chirurgische Eingriffe, Missbildungen, Tumore, Lithiasis, neurologische Störungen usw.)

– Immunosuppression
– – Bewohnern, bei denen Verdacht auf multiresistente Keime besteht und nach 48 Stunden der Antibiotikatherapie keine klinische Besserung eintritt

  • Ein katheterassoziierter Harnwegsinfekt muss vermutet werden bei :

– Auftreten von Fieber ohne andere wahrscheinlichere Ursache
– Veränderung der Aufmerksamkeit
– akuter Verwirrtheit
– Makrohämaturie
– Beckenschmerzen