Klinisches Bild
Eine Anamnese kann insbesondere aufgrund von kognitiven Störungen (bei 50-70 Prozent der Heimbewohner vorhanden), Verwirrtheit oder Schwerhörigkeit schwierig oder ungenau sein.
20 bis 50 Prozent der Infektionen treten ohne Fieber auf. Von Fieber spricht man, wenn die oral, tympanisch oder rektal gemessene Temperatur mindestens 38°C oder die axillär gemessene Temperatur mindestens 37,5°C beträgt. Auch wenn die Körpertemperatur des Bewohners 1,0°C über seinen üblichen Werten liegt, kann Fieber vorliegen. Ein Rückgang der Körpertemperatur im Vergleich zu den üblichen Werten kann auch auf eine zugrunde liegende Infektion hinweisen.
Die «klassischen» klinischen Symptome und Anzeichen eines Infektionsherds sind nicht immer vorhanden. Oftmals wird eine Reihe von unspezifischen Anzeichen und/ oder Symptomen festgestellt (Tabelle 1). Bei Auftreten solcher Symptome sollte immer aktiv nach der Infektion gesucht werden, insbesondere wenn der Bewohner eine akute Verwirrtheit aufweist. Die akute Verwirrtheit, auch Delir genannt, zeichnet sich durch eine fluktuierende
Störung des Bewusstseins aus, die sämtliche kognitiven Funktionen betrifft. Als schnelles, zuverlässiges Werkzeug zur Erkennung einer akuten Verwirrtheit kann das Betreuungspersonal (Ärzte und Pflegefachpersonen) auf die Confusion Assessment Method (CAM) zurückgreifen, deren Sensibilität und Spezifität bei 95 bis 100 Prozent, bzw. 90 bis 95 Prozent liegen (Tabelle 2 und 3).
Als Schwerekriterien einer Infektion gelten Tachykardie, Hypotonie, ein veränderter Bewusstseinszustand und eine verringerte Urinmenge. Fieber über 37,5°C (axilläre Messung) oder 38°C (rektale Messung), eine reduzierte Basaltemperatur oder Frösteln können Anzeichen für eine schwere Infektion sein.